Konjunkturbericht Herbst 2023


Konjunkturbericht Herbst 2023

Lupe die auf einer Grafik liegt
Unsicherheiten drücken auf die Stimmung der Betriebe
 
Die Konjunktur des heimischen Handwerks in diesem Herbst ist robust. Die Unsicherheiten der Betriebe sind aber groß; der pessimistische Blick auf das nächste halbe Jahr drückt auf die Stimmung.
 
46 Prozent der Handwerksbetriebe verbuchen eine gute Geschäftslage. 39 Prozent beurteilen die Geschäfte als befriedigend. 15 Prozent finden sie schlecht. Das zeigt eine etwas bessere Bewertung als vor einem Jahr. Die Kapazitäten sind zu 80,8 Prozent ausgelastet – zu 0,7 Prozentpunkten mehr als im Herbst 2022.
 
Die Betriebe prognostizieren in allen Branchen eine Verschlechterung: 39 Prozent der Befragten erwarten schlechtere Geschäfte und nur 9 Prozent bessere. 52 Prozent gehen von einer gleich bleibenden Lage aus. Das ist etwas weniger pessimistisch als vor einem Jahr.
001_Konjunkturbarometer Herbst 2023
Der Geschäftsklimaindikator, der die aktuelle Situation und Erwartungen zusammenfasst, hat sich gegenüber dem Vorjahr von 87 auf 95,7 Punkte verbessert. Er gibt eine insgesamt negative Entwicklung wider. Deutschlandweit ist die Laune mit einem Indikator von 107 Punkten besser.
004_Geschäftsklimaindikator Herbst 2023
Das Geschäftsklima im Handwerk des Münsterlandes ist mit 98 Punkten positiver als das in der Emscher-Lippe-Region mit 88,3 Punkten. Von den Münsterländer Betrieben meldet exakt die Hälfte gute Geschäfte. 36 Prozent finden ihre Geschäfte befriedigend, 14 Prozent schlecht. Die Erwartungen sind besser als im nördlichen Ruhrgebiet. Dort verzeichnet fast die Hälfte (46 Prozent) befriedigende Geschäfte. Gute Geschäfte haben 37 und schlechte 17 Prozent.
012_Geschäftslage regional Herbst 2023
Gesamthandwerk: Merkmale und Prognose
 
Etwa die Hälfte aller Betriebe hat die Verkaufspreise erhöht. Eine Senkung realisierten 11 Prozent. Das Ausmaß der Verkaufspreissteigerungen hat gegenüber dem Vorjahr nachgelassen. Angesichts von erhöhten Energiekosten bei 68 Prozent der Unternehmen wird deutlich, dass nicht alle diese eins zu eins weitergegeben haben. Damit sanken die Gewinnmargen weiter. Die Betriebe erwarten weiter steigende Verkaufspreise. Die Betriebe rechnen mit weiter steigenden Verkaufspreisen. 68 Prozent tragen erhöhte Energiekosten, aber nur etwa die Hälfte hat ihre Absatzpreise angehoben. Deshalb sanken die Gewinnmargen erneut.
015_Indikatoren Gesamthandwerk Herbst 2023
Die Aufträge reichen 10 Wochen weit. Die Reichweite hat sich gegenüber dem Vorjahr um eine halbe Woche verlängert. Per Saldo reduzierte sich der Auftragsbestand weiter: Er nahm bei 38 Prozent ab und bei 23 Prozent zu. Die Betriebe rechnen damit, dass in den nächsten Monaten massiv weniger Aufträge eingehen werden: 44 Prozent erwarten weniger, nur 12 Prozent mehr Aufträge.
 
Über den Sommer sind die Umsätze noch moderat gesunken. Hier wirken die realen Einkommensverluste der Verbraucher und das gesamtwirtschaftlich schwierige Umfeld. Hinsichtlich der Umsatzerwartungen sind die Betriebe deutlich pessimistisch. 39 Prozent gehen von einem Einbruch im Winter aus. Eine Besserung erwarten nur 14 Prozent.
 
Es gab bislang relativ geringe Beschäftigungsverluste. 18 Prozent konnten ihre Belegschaft aufstocken. 23 Prozent beschäftigen weniger Personal als vor einem halben Jahr. Die Ursache liegt vor allem an fehlenden Fachkräften. Die Betriebe rechnen damit, dass es zunehmend schwer wird, freiwerdende und neue Stellen und Ausbildungsplätze zu besetzen. Das ist vor allem der Demografie geschuldet. Nach Möglichkeit halten die Betriebe an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fest.

Das Investitionsklima hat sich im letzten halben Jahr moderat eingetrübt. Die Betriebe gehen davon aus, dass es künftig ungemütlicher wird. Von den Befragten planen 41 Prozent weniger Investitionen im kommenden Halbjahr, und nur 14 Prozent mehr. Die Investitionszurückhaltung betrifft die Branchen unterschiedlich stark.
 
Die gesamtwirtschaftlichen Umwälzungen der vergangenen Jahre haben auch das Ranking der Branchenkonjunktur im Kammerbezirk Münster teils von oben nach unten gedreht. Gemeinsam ist allen Gruppen die prognostizierte Eintrübung der Geschäfte und die Investitionszurückhaltung, wenngleich unterschiedlich stark.
030_Geschäftsklimaindikatoren Gewerbegruppen Herbst 2023
Im Kraftfahrzeuggewerbe herrscht die beste Stimmung basierend auf dem Bewertungsmix von Lage und Erwartung mit einem Geschäftsklimaindikator von 107,6 Punkten. Das ist gegenüber dem sehr negativen Wert in 2022 ein expansives Plus von 33 Punkten. Der Auftragsbestand blieb seit dem Frühjahr stabil.
Die Absatzpreise stiegen am meisten. Nachdem zuerst das Neuwagengeschäft wieder angesprungen ist, zog später der Gebrauchtwagenabsatz nach. Ersatzteile für Werkstattleistungen sind wieder verfügbarer. Es gab ein Umsatzplus. Die Beschäftigung sank leicht. Die Branche hat am meisten investiert. Auf die kommenden Monate blicken die Kfz-Betriebe aber mit unguten Erwartungen.
 
Auch die Gesundheitsgewerbe haben Wachstumslaune in einem herausfordernden Umfeld. Der Geschäftsklimaindikator erreichte 106,1 Punkte. Das sind 21,7 Punkte mehr als vor einem Jahr. Zwar sanken die Aufträge für neue Brillen, Zahnersatz, Schuheinlagen und weitere Gesundheitsprodukte. Es gab jedoch ein Umsatzplus. Die Branche hat mehr Beschäftigung geschaffen. Diese Entwicklung soll sich fortsetzen. Es wurden zusätzliche Investitionen getätigt. Die Betriebe erwarten den geringsten Einbruch der Geschäfte in den kommenden Monaten, wohl auch wegen der ausgeweiteten Krankenkassenzuschüsse.
 
Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, zu denen vor allem die Zulieferer gehören, kommen auf einen Geschäftsklimaindikator von 97,5 Punkten. Das ist mit 3,1 Punkten zwar nur geringfügig besser als vor einem Jahr, aber letztlich doch ein weiterer Rückgang. Die Branche hat die zweitbeste aktuelle Lage. Das international schwierigere Umfeld hat die Hoffnungen auf ein Exportplus aber schwinden lassen. Die Investitionen stagnierten und werden auch hier voraussichtlich weiter nachlassen. Die Beschäftigung konnte gehalten werden. Die Branche rechnet mit etwas zusätzlichem Personal in den kommenden Monaten trotz sinkendem Auftragsbestand und Umsatzverlusten.
 
Fast gleichauf ist das Ausbaugewerbe mit einem Geschäftsklimaindikator von 97 Punkten: Die Stimmung ist um 2,5 Punkte ein klein bisschen positiver als im vergangenen Herbst. Die Gewerke erwirtschaften die besten aktuellen Geschäfte aller Branchen. Ursächlich sind vor allem Nachfrageimpulse aus Energieeffizienzmaßnahmen und der Installation von PV-Anlagen. Die Beschäftigung legte immerhin minimal zu. Es gab ein winziges Umsatzplus. Aber die Branche ist vorsichtig. Der Auftragsbestand ließ schon nach. Die Betriebe rechnen mit einem Einbruch der Aufträge in den kommenden Monaten, wenngleich nicht ganz so massiv wie im Bauhauptgewerbe. Es wurde per Saldo weniger investiert.
 
 
Das Geschäftsklima der Personenbezogenen Dienstleister ist gegenüber dem Vorjahr um 16,8 Punkte etwas milder. Der Indikator erreichte 95,4 Punkte. Die aktuelle Lage ist noch ein Hauch positiv. So berichtet das Friseurhandwerk seit der Pandemie wieder vermehrt von guten Geschäften. Das seit Jahren währende Auftrags-, und Umsatz- und Beschäftigungsminus der gesamten Gewerbegruppe hat sich jedoch fortgesetzt und dämpft die Erwartungen. Es konnte erfreulicherweise etwas mehr investiert werden als vor einem Jahr.
 
Das Nahrungsmittelhandwerk verbucht die stärkste Verbesserung im Jahresvergleich. Das Geschäftsklima hat sich um 41,5 auf 95,3 Indikatorpunkte aufgelockert, verharrt aber im Minus. Die aktuelle Lage blieb trotz geringerer Nachfrage und Umsatz über die vergangenen sechs Monate konstant. Die Branche hat am wenigsten investiert und am meisten Beschäftigung verloren. Obwohl das Weihnachtsgeschäft ansteht, sind die Erwartungen relativ pessimistisch.
 
Im Bauhauptgewerbe ist das Geschäftsklima am rauesten.  Der Indikator erreicht nur 79,3 Punkte. Das ist die einzige Gewerbegruppe deren Stimmung sich gegenüber dem vergangenen Herbst verschlechtert hat, und zwar um 7,5 Punkte. Die aktuelle Lage ist zwar noch positiv. Bestehende Aufträge werden abgearbeitet. Die Betriebe erwarten aber einen massiven Geschäftseinbruch. Hohe Materialkosten und Zinsen dämpfen die Nachfrage nach Bauleistungen, insbesondere beim Neubau von Wohnungen. Die Betriebe gehen davon aus, dass die Beschäftigung erst einmal weiter sinkt. Bei den voraussichtlich weiteren Umsatzrückgängen ist die Investitionsneigung am geringsten.
 
 

Teilnehmer
 
800 Betriebe aus 41 Gewerken im Kammerbezirk Münster haben an der Konjunkturumfrage teilgenommen.
 
  • Bauhauptgewerbe (138): Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Gerüstbauer
  • Ausbaugewerbe (333): Stuckateure, Klempner, Maler und Lackierer, Installateur und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Tischler, Raumausstatter, Glaser, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Rollladen- und Sonnenschutztechniker
  • Handwerke für den gewerblichen Bedarf (92): Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger, Informationstechniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Modellbauer
  • Kfz-Gewerbe (51): Karosserie- und Fahrzeugbauer, Kfz-Techniker
  • Nahrungsmittelgewerbe (38): Bäcker, Konditoren, Fleischer
  • Gesundheitsgewerbe (36): Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker, Orthopädieschuhmacher, Orthopädietechniker
  • Personenbezogene Dienstleistungsgewerbe (112): Friseure, Schuhmacher, Uhrmacher, Damen- und Herrenschneider, Fotografen, Textilreiniger, Kosmetiker

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Kim Pompey

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